Liebesbrief an Textbroker (mit positiven wie negativen Untertönen)


Hallo Textbroker,

ihr möchtet einen „Liebesbrief“? Ganz schön mutig, angesichts der Tatsache, dass ich mich in den letzten Tagen mit euch doch ein bisschen gequält und geärgert habe. Was war passiert?

Herzen, Liebesbrief, Quelle: pixabay.com

Herzen, Liebesbrief, Quelle: pixabay.com

Ich habe einen Großauftrag in Sachen E-Book zu bearbeiten. Nebenbei zur Abwechslung schaute ich bei euch rein und entdeckte einen Auftrag mit schönen kurzen Produktbeschreibungen zu Möbeln. „Das ist super, dachte ich, schnell verdientes Geld nebenbei.“ (zumal der Auftrag für Textbroker-Verhältnisse auch vergleichsweise gut bezahlt wurde, immerhin mit fast 3 Cent pro Wort).

Hinzu kam der Hinweis, dass es sich um etliche Texte handeln würde und die ersten drei Texter eine Prämie erwarten dürfen. Hoch motiviert setzte ich mich an die ersten paar Möbeltexte, erfreut über die Abwechslung. Allerdings stellten diese sich dann doch als komplizierter heraus. Warum? Der AG hatte Ansprüche, dass zwei „gleich lange“ Absätze zu schreiben sind. Jede witzige Formulierung meinerseits wurde abgelehnt (dabei war ich so stolz, auch mal etwas locker-Flockiges zum Thema beitragen zu können, kreativ eben).

Dann wurde mehrfach der Stil kritisiert. Ich bin kein studierter Texter, sondern Quereinsteiger. Ich habe eine bestimmte Art zu schreiben. Mit der Kritik „bitte stilistisch überarbeiten“ kann ich nichts anfangen. Eine genauere Angabe, WAS denn genau falsch ist, wäre für mich hilfreich. Auf dem freien Markt verwende ich eine spezielle Software, die „stilistische Fehler“ moniert, sofern der Kunde den Einsatz dieser Software wünscht. Es handelt sich dabei um http://wortliga.de/textanalyse/ Allerdings zahlen diese Kunden für solche Aufträge auch deutlich mehr Geld.

Jedenfalls hatte ich so meine Problemchen mit den mehrfachen (teils völlig überflüssigen – Absatzlänge) Korrekturen, die mir nicht nur geplante Zeit raubten, sondern mich auch zunehmend verärgerten. Ich weiß, dass die Kollegen bei Textbroker nichts für die Wünsche ihrer Kunden können und ich beneide sie ganz sicher nicht um solche „betreuten Teams“. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich sonst nicht so schlechte Erfahrungen machen musste. Gut, dass ich in dem Fall nur 13 Texte (vielleicht lag es auch an der Zahl?) geschrieben habe. Hinzu kam bei diesem Auftrag auch, dass 70 bis 100 Wörter zu schreiben sind, während in zwei Sätzen alles Wichtige und Mehrwert bietende abgehandelt war. Die Optik, die Maße und der Komfort wurden hinreichend beschrieben. Aber Sätze wie „Die Oberfläche lässt sich gut pflegen.“ „Das Möbelstück passt zu jedem Einrichtungsstil.“ oder „Das frische Grün setzt zu jeder Jahreszeit Akzente.“ waren nicht gewünscht. Diese bringen zwar vielleicht keinen großen Mehrwert, machen aber den Text „rund“.

Textbroker: Zum Glück sind Probleme nicht an der Tagesordnung

Glücklicherweise kommt dies sonst nur sehr selten vor, dass korrigiert werden muss. Und die Korrekturschleifen waren dann auch nur einmal und nicht viermal nötig. Was allerdings interessant ist, offenbar fanden meine Texte doch Anklang, denn ich erhielt soeben „Tata!“ eine Einladung in ein betreutes Möbelteam, per Teamorder.

Wie dem auch sei, ich kann Textbroker einige positive und einige negative Aspekte abgewinnen. Ich weiß natürlich nicht, ob es auch möglich ist, zu gewinnen, wenn kritisch geschrieben wird oder ob nur lobende Briefe in den „Lostopf“ kommen. Vielleicht bekommen auch die kritischen Texter keine Rückreise und müssen dann sehen, wo sie in Mainz bleiben (Job, Wohnung etc.). Ganz so wie im Traum, der auf Kollegin Claudia G.s Blog veröffentlicht wurde.

Ich habe bei ihr zwar bereits die positiven und negativen Aspekte kommentiert, aber ich habe mich dann – angesichts der Gewinnmöglichkeit eines Besuchs im Textbroker-Headquarter – doch entschlossen, im thematisch am besten passenden Blog einen Beitrag zu schreiben. Wie gesagt, vorausgesetzt, es werden nicht nur lobhudelnde, sondern auch ehrliche, kritische Beiträge überhaupt bewertet. Auch wenn ich nicht weiß, ob die kritischen Korrektoren/Lektoren hier wieder Stilfehler finden. Vermutlich ja, denn wie gesagt, ich kann nur so formulieren, wie ich spreche. Viele Kunden lieben den Stil, manche finden ihn nicht so gut. Aber über Geschmack kann man ja bekanntlich (nicht) streiten. Falls ich einen Sponsor finde, werde ich diesen Teil Germanistik studieren. Mit Determinativkomposita, Passiv, Konjunktiv, Interjektion und Flexion wurde ich in meinem Schul-Deutsch-Unterricht zur Genüge konfrontiert. Nicht zu vergessen die Kommas, „Steckenpferd“ meiner Lehrerin.

Textbroker braucht den Vergleich mit anderen Portalen nicht zu scheuen

Im Großen und Ganzen bekommt Textbroker gegenüber den Portalen mdd, bla, my-h, co-w und cli-w auf einer 5-Sterne-Skala (in Anlehnung an das eigene Bewertungssystem) 3,5 Sterne. Wenn man bedenkt, dass bis auf co-w alle anderen Portale schlechter abschneiden würden, ein respektables Ergebnis. Bei cli-w schließe ich mich den Rechercheergebnissen aus der SZ an, die Kollegin Claudia G. veröffentlicht hat: Stundenlohn zwischen zwei und vier Euro – indiskutabel. Bla ist genau wie my-h inzwischen so teuer und es gibt keine Basis- oder Gratispakete mehr, so dass die Vermittlung fast unbezahlbar wird – vor allem in Relation zu den erhaltenen Aufträgen.

Mdd ist zum totalen Billigheimer verkommen, hier texten nach wie vor Kollegen (selbst sehr gute!) für Preise unter 2, teils sogar unter 1 Cent. Wenn man jetzt sagt, das ist wie bei textbroker, gebe ich zu bedenken, dass Mdd für die Aufträge zwar auch nur 3 Euro kassiert, jedoch muss man den Kundenkontakt selbst anbahnen, Rechnungen schreiben und wenn man Pech hat, dem Geld hinterher rennen. Dies wird von TB abgenommen. Und hier gibt es immer auch die Möglichkeit, durch Direct Orders einen guten Verdienst zu bekommen oder bei den entsprechend preislich passenden Teamorders einzusteigen.

So, nun ist es doch ein recht langer Brief geworden und ich hoffe, dass ich weder eine Sterne-Abstufung noch einen Rausschmiss bei TB bekomme. Denn schließlich habe auch ich hin und wieder (glücklicherweise selten) Lücken in der Auftragsdecke. Oder ich suche Abwechslung zu einem Thema, das sich wie Kaugummi in die Länge ziehen kann. Verschiedene Projekte fördern – zumindest bei mir – die Kreativität. Solange sie nicht durch Stil- oder andere Kritik ausgebremst wird. Also Textbroker, ich arbeite ab und an ganz gern mal für euch, aber ich bin kein Kriecher. Das war ich nie, das werde ich nie sein und das konnten schon andere nicht ändern. Allen Leuten kann man es sowieso nicht recht machen. Aber – ihr habt euch schon lange am Markt gehalten – einige interessante Aktionen gestartet und auch so euch den Gegebenheiten (preislich und qualitativ) ein großes Stück weit angepasst.

Hier nun meine positiven und negativen Punkte, die ich euch gern mitteilen möchte. Durch kritische Bemerkungen kann man sich nur verbessern. Das sage ich mir auch immer wieder, wenn ich mich wieder mal ärgere, weil die Kundenwünsche nicht so einfach zu erfüllen sind, wie gehofft.

Textbroker - meine "Sterne"-Bewertung:

Positiv:
+ freie Wahl der Themen
+ Aufstiegsmöglichkeiten
+ keine Rechnung nötig
+ Geld kommt immer sicher
+ freie Zeiteinteilung
+ keine Akquise der Aufträge
+ überzeugt man den Kunden/Textbroker, bekommt man lukrativere Aufträge
+ Gewinn für Texter und für Textbroker
+ Sterne-Bewertung
+ Referenzen (in Form des Autorenprofils, das Grundlage für besser bezahlte direct Orders ist)
+ Erreichbarkeit des Textbroker-Service, Problemklärung, Fragen stellen und beantwortet bekommen
+ regelmäßige Auszahlung (freitags, bei Feiertagen gesonderte Festlegung) nach fristgerechter Anforderung
+ Forum zum Austausch der Texter untereinander
+ hervorragend von zu Hause aus machbar, spart Kosten für Sprit oder öffentliche Verkehrsmittel und Zeit

Negativ:
- bei OO zu schlecht bezahlt
- Korrekturschleifen ohne Begrenzung, was den Stundenlohn teils drastisch senkt
- abhängig von der "Gnade" der Korrektoren/Lektoren
- 5 Sterne sehr schwer zu erreichen
- manchmal Auftragsmangel in bestimmten Sterne-Kategorien
- Wünsche der AG für kleine Preise manchmal nicht umsetzbar (Erwartungen für den Preis zu hoch)
- Recherchezeiten senken (wie auch außerhalb der Börsen) das Einkommen, wenn schwere Themen zu bearbeiten sind
- Webseitenprobleme, dadurch kein Reinkommen

Fazit:
- optimal zur Überbrückung von Flautezeiten
- als Nebeneinkommen geeignet
- als Abwechslung zu anderen Themen geeignet
- kein Geldverlust-Risiko, keine Rechnungen, Mahnungen etc. erforderlich
- gute Kontaktmöglichkeiten
- leider kann man von diesen Texten allein nicht leben (OO)
- gute Werbemöglichkeit für eigene Qualitäten als Refernez
- freie Themenwahl, Zeiteinteilung und Home-Office

Vorschläge zur Verbesserung:
- Korrekturdurchlauf maximal 2 Stück erlaubt seitens TB
- Anzahl der Bewertungen optimieren, damit Aufstieg in höhere Sterne-Kategorie schnell möglich wird
- mehr auf Kundenwünsche achten, bevor TB eigene Bewertung, z. B. hinsichtlich des Stils oder ungewöhnlicher Keyword-Schreibungen, vergibt (oft ist vom Kunden das gewünscht, was TB dann kritisiert)
- Rausnehmen von hochwertigen Arbeiten, wie Werbeclaims und Pressetexten aus dem Niedriglohn-Segment und extra Preisstaffelung für diese - müsste doch auch den TB-Gewinn erhöhen und daher in derem Interesse sein (oder nur als Direct Order bzw. Group-Order zum Fixpreis möglich)
- hochwertige Arbeiten aber nicht nur an 5-Sterne-Autoren geben, da 4-Sterne-Autoren häufig auch die nötige Qualifizierung dafür haben

Mit freundlichen und herzlichen Grüßen und auf weiterhin gute, wenn auch nur gelegentliche, Zusammenarbeit!

Heike Stopp

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geschrieben von admin in Thema: Arbeit


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